Zentauren, Stille Dämonen, Weiße Pferde oder einfach Lebensform E09-22a – die Bewohner von Exo9 tragen viele Namen. In diesem Tutorial zeige ich euch in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie ich mein aktuelles Austellungsprojekt gebaut und bemalt habe. (Musik für dieses Projekt: Skrika – Black Earth)
Das Design sowie die STL-Datei stammt von Lord of the Print, der eine riesen Auswahl an tollen Miniaturen im Sortiment hat. Die Datei ist pre-supported und kommt mit einer dazugehörigen Base. Gedruckt wurde diese fremdartige Kreatur von unseren Freunden von Top Tables (top-tables.de), dem besten Laden für alles, was zum Hobby gehört.
Schritt 1: Feilung
Der erste Schritt besteht darin, Supportreste zu lösen und so die Oberfläche zu verfeinern. Die Supports lassen sich normalerweise einfach abziehen. Sollten dennoch welche übrig bleiben, kann man hierzu einen Seitenschneider verwenden.
Trotz aller Sorgfalt bleiben hier meist dennoch kleinere Spuren übrig, die sich als Unregelmäßigkeiten auf der Modelloberfläche darstellen. Diese lassen sich durch eine Feile entfernen. Hierzu eignen sich z.B. Nagelfeilen oder sehr feines Sandpapier. Um eine möglichst glatte Oberfläche zu erlangen, empfiehlt es sich, mit einer relativ groben Körnung (ca. 250-400) zu beginnen und sich dann Stück für Stück in den feineren Bereich vorzuarbeiten (ca. 1000)
Schritt 2: Der Speer
Der Modus Operandi bei einem so dünnen Speer aus Printresin wäre, ihn mit äußerster Vorsicht zu bemalen und während der Arbeit stets darauf zu achten, dass die Miniatur nicht mit ihrem vollen Gewicht auf dem Speer liegt. Nach Fertigstellung sei auf alle Fälle darauf zu achten, die Miniatur versehentlich umzuwerfen, den Speer abzubrechen und sich wild fluchend schwarz zu ärgern – klappt jedes Mal. Sehr befriedigendes Gefühl. 10/10.
Dieses Mal wollte ich aber etwas Neues ausprobieren und entfernte den Speer schon vor der Bemalung mit einem Seitenschneider. Mit einem Handbohrer bohrte ich ein Loch in die Hand des Zentauren, durch welches ich einen 1mm-Messingdraht schob. Dieser war erheblich stabiler als sein Kunststoff-Counterpart. Ich bohrte ebenfalls ein Loch durch die ursprüngliche Speerspitze und befestigte diese mit dem Draht. Um den Übergang etwas zu kaschieren, modellierte ich ein Lederband, welches die beiden Teile mit einander verband. Was das Arbeiten mit Greenstuff angeht, habe ich zwar noch einiges zu lernen, aber für ein kleines Lederbändchen reicht es, denke ich, noch aus.
(Anmerkung: Ich glaube, diese Speerspitzen bestehen aus eingefärbter Keramik. Da es auf Exo 9 jedoch kein Holz gibt, frage ich mich, was die Zentauren als Brennstoff benutzen – Lazlo)
Schritt 3: Grundierung
Für die Grundierung benutzte ich eine Airbrush, da sich dadurch wesentlich effizienter Farbe auftragen lässt als mit einer Spraydose (diese eignet sich jedoch immer noch hervorragend für Projekte mit mehreren Miniaturen). Ich startete mit einer schwarzen Grundschicht mit Vallejo 74.602. Ich highlightete sämtliche Erhebungen der Miniatur, also Muskeln, Knöchel, Brust und die Knochenkrone auf dem Kopf des Wesens, mit dem hellgrauen Primer 74.601.
Auf diese Weise hat die Miniatur bereits eine gute Schattierung und wirkt plastischer. Das hilft mir in den nächsten Schritten, in denen ich die eigentlichen Farben auftrage, da Airbrushfarben in der Regel recht transluzent sind und die hellen Highlights durch die Farbschichten durchscheinen.
Wenn ihr euch eine Airbrush holen wollt, aber noch nicht recht wisst, wo ihr anfangen sollt, empfehlen wir euch unseren Artikel Airbrush – Was braucht man für den Start?
Schritt 4: Airbrush
Ich wollte, dass die Kreatur eine weiße Hautfarbe hatte, wodurch sie in der Wildnis ihres Heimatplaneten, bestehend aus grünen Sand und violetten Himmel, deutlich heraussticht. Da ich jedoch wollte, dass es sich nicht um ein pures Weiß, sondern um eine etwas grünliche Variante handeln sollte, entschied ich mich, für die erste Farbschicht ein olives Grün zu verwenden. Hierzu griff ich zu Vallejos N41 Dark Olive Darb (71.316) und besprühte sämtliche Bereiche des Körpers, den ich zuvor mit dem grauen Primer grundiert habe. Die schwarzen Stellen ließ ich aus, wobei es keine Katastrophe ist, wenn diese auch ein wenig Farbe abbekommen.
Die zweite Farbschicht bestand aus Beige (71.074). Hiermit besprühte ich sämtliche vorher gehighlightete Stellen, wobei die olivfarbene Grundschicht noch ein wenig durchschimmerte.
Die dritte Schicht bestand aus purem Weiß (71.001). Eigentlich sollte diese nur auf die erhabensten Stellen des Modells gesprüht werden, aber ich glaube, ich habe mich damit ein wenig zu sehr ausgetobt. Weniger ist manchmal eben mehr. Aber auch, wenn die Besprühung nicht perfekt ist, solche Fehler lassen sich im Nachhinein immer noch ausbessern.
Frage an euch: Welche Farbe hättet Ihr dieser fremdartigen Kreatur gegeben? Lasst es uns wissen!
Schritt 5: Wash
Shading ist ja immer der lutstigste Teil eines Projekts, finde ich. Mit Washes lassen sich kinderleicht Schattierungseffekte erzeugen und alles, worauf man achten muss ist die richtige Konsistenz und das Entstehen von „Pools“, also Bereichen, in denen sich das Wash sammelt und beim Trocknen verklumpen kann. Ansonsten gilt es eigentlich nur, das Wash großzügig über die zu schattierenden Stellen aufzutragen – im Fall unseres Zentauren also die komplette Miniatur. Für den dreckig grünlichen Ton der Haut benutzte ich eine Mischung aus Green Tone, Soft Tone und Dark Tone von Army Painter in einem Verhältnis von 3:3:1.
Wo immer sich ein Pool gebildet hat, tupfte ich die überschüssige Farbe einfach mit einem trockenen Pinsel ab.
Meine Empfehlung: Wenn ihr nach Washes sucht, sind die von Army Painter wirklich meine erste Wahl. Kontrast ist sehr hoch und die Farben sind nicht allzu flüssig, sodass sie nicht komplett vom Modell laufen (Vallejo). Außerdem sind sie mit einem Preis von 3,50€ pro 18 ml sehr preiswert.
Schritt 6: Trockenbürsten
Das Trockenbürsten (Drybrush) ist die einfachste Methode, um Miniaturen zu highlighten. Hierzu benutze ich die Pinsel der Series D von Artis Opus (nicht die günstigste Option, aber absolute Spitzenklasse). Nehmt mit dem Pinsel so viel Farbe auf, bis die Borsten ausreichend gesättigt sind und streicht sie anschließend wieder auf einem trockenen Küchenpapier aus. Wenn euer Pinsel nur noch ein Minimum an Farbe abgibt, habt ihr genau die richtige Menge zum Trockenbürsten.
Im Fall unseres Zentauren benutzte ich Dead White (72.001) von Vallejo, um der Kreatur ein helles, geisterhaftes Erscheinen zu verleihen. Ich bürstete mit meinem Pinsel sachte über die erhobenen Stellen, sodass nur sehr wenig Farbe an das Modell abgegeben wurde. Aber dieses kleine Bisschen genügt, um die Highlights der Miniatur richtig hervorpoppen zu lassen. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden.
Wichtig: Bevor ihr mit dem Trockenbürsten beginnt, ist es unbedingt notwendig, dass das Wash komplett ausgetrocknet ist. Ansonsten nehmt ihr es mit dem Pinsel wieder auf und verschmiert es auf eurer Miniatur.
Habt Ihr noch weitere Fragen zu den Themen Wash und Trockenbürsten? Lasst sie uns in den Kommentaren wissen!
Damit wäre der Körper der Miniatur fertig und wir können uns dem Sockel widmen, auf dem wir die fremdartige Welt der Kreatur darstellen.
(Anmerkung: Ein befreundeter Xenobiologe vermutet, dass die Zentauren ursprünglich in den weit verzweigten Höhlensystemen unter der Planetenoberfläche lebten, was ihre weiße Hautfarbe und die unterentwickelten Augen erklärte. In den letzten 10.000 Jahren muss sie jedoch irgendein großes Ereignis dazu bewegt haben, an die Oberfläche zu kommen. – Lazlo)
Schritt 7: Base – Grundform
Ich wollte, dass unser Zentaur auf einem Felsen steht, von dem aus er/sie auf die Welt unter ihm hinabsehen kann. Dazu „modellierte“ ich eine Grundform aus Alufolie, die ich gut zusammenknüllte, damit sie bei der späteren Bearbeitung nicht nachgab.
Anschließend bestrich ich die Oberfläche mit Moltofill, welchem ich mit verschiedenen Modellierwerkzeugen und trockenen Pinseln ein felsiges Aussehen verlieh.
Schritt 8: Noch mehr Feilung
Dieser Schritt ist ziemlich simpel: Sobald das Moltofill getrocknet war, benutzte ich Sandpapier mit verschiedener Körnung, um die Ränder des Sockels zu verschleifen. Ich wollte, dass es so aussieht, als wäre das Gelände in der Form des Sockels abgeschnitten. Das hieß, dass der „Felsen“ nicht über den Rand des Sockels hervorstehen durfte.
Schritt 9: Details
Da ein einzelner großer Felsen langweilig und auch ein wenig unrealistisch aussieht (selbst, wenn man ihn später türkis bemalt), fügte ich einige Details hinzu. Ich benutzte Sand und Steine verschiedener Größen, um der Base ein natürliches Aussehen zu verleihen. In die vertikalen Rillen, welche die Ränder des Felsens aufwies, klebte ich zum Beispiel Sand. Ich wollte, dass es so aussieht, als würden kleinere Steinchen durch diese Rillen nach unten rieseln, wo sie sich dann sammelten. Zum Befestigen benutzte ich einfachen Holzleim aus dem Baumarkt. Größere Steine klebte ich auf den Boden der Base.
Schritt 10: Bemalung
Bei der Bemalung des Felsens ging ich genauso vor, wie bei der Miniatur des Zentauren auch. Nur benutzte ich dieses mal Boreal Green (SC-42, Scale75) als Grundfarbe und hellte sie nach und nach mit Ice Yellow (70.858, Vallejo) auf. Zum Schluss gab ich der gesamten Base einen Wash aus Green und Blue Tone von Army Painter und gab ihr mit einem Drybrush aus Ice Yellow den letzten Kick.
(Anmerkung: Ah ja, diese Felsen… Wenn ihr euch hier rumtreibt, bringt ihr lieber eure Wanderstiefel mit. Und Kletterausrüstung, Wasser und Verbandszeug… Und ein Plasmagewehr. – Lazlo)
Schritt 11: Backdrop und Grundierung
Ebenso wie die Miniatur wurde auch der Backdrop von Top Tables gedruckt. Dieser muss deshalb natürlich auch zunächst von sämtlichen Supportresten befreit werden, wie weiter oben beschrieben.
Schritt 12: Landschaft
Jup. Mein absoluter Lieblingsteil dieses Projekts, der mir vermutlich nach hinten raus zwei Jahre meines Lebens gekostet hat. Ich habe den Backdrop viermal machen müssen, weil ichs jedes Mal verkackt habe. Hier ist, was ich gelernt habe:
Fang immer hinten an: Bemale zuerst den Himmel und arbeite dich dann Schritt für Schritt nach vorne vor.
No touching!: Sobald du mit dem Sprühen/Malen begonnen hast, behandelst du deinen Backdrop am besten so, als sei es Karneval 2016 und du lässt deine Finger davon. Trag um Himmels Willen Handschuhe und selbst dann solltest du den Kontakt mit der Malfläche so gut es geht vermeiden.
Schablonen sind Bombe: Um die unregelmäßigen Silhouetten der Berge zu kreieren, riss ich einfach ein paar willkürliche Formen aus normalen Druckerpapier und benutzte sie als Schablone für meine Airbrush das Ergebnis finde ich wirklich gut.
Irgendwann ist Schluss¹: Eigentlich wollte ich den Hintergrund durch einen Vollmond im oberen, linken Bereich des Himmels abrunden. Dies war der Punkt, an dem ich immer wieder verkackt habe. Entweder ist die Schablone verrutscht oder sie hat am Untergrund gerieben und dadurch die Farbeverkratzt. Einmal hatte ich deutlich abstehende Farbränder um den Mond herum.
Dreimal habe ich angefangen und musste danach wieder die Farbe abbeitzen, die Oberfläche schmirgeln, grundieren und wieder von vorne anfangen. Irgendwann ist einfach Schluss und man muss seine Erfahrungen mit ins nächste Projekt mitnehmen. Und wisst ihr was: Das ist ok. Nicht immer funktioniert alles beim ersten Mal und das Wichtigste ist, dass man aus seinen Fehlern lernt. Also wenn unser Projekt nicht absolut 100% perfekt ist, ist das kein Beinbruch.
¹(Anmerkung: Nein, es ist nicht Schluss. Wir bringen das zu Ende – so oder so! – Lazlo)
Schritt 13: Sich schwören, aufzuhören und dann trotzdem weiter machen
Nachdem das fertige Diorama eine ganze Woche lang in meiner Vitrine stand und ich einfach nicht drüber hinweg gekommen war, dass jetzt doch kein Mond am düsteren, violetten Himmel prangt, holte ich das Projekt doch noch einmal zurück an meinen Arbeitsplatz und begann, eine Schablone für den Mond zuzuschneiden. Der Haken an der Sache war nur, dass inzwischen der Zentaur festgeklebt war und ich an ihm vorbei sprühen musste. Mit Angstschweiß auf meiner Stirn und viel (VIEL) angehaltenen Atem gelang es mir dann doch, den Himmel über Exoplanet 9 zu vervollständigen und ich bin endlich mit dem Ergebnis zufrieden.
(Anmerkung: Nice! – Lazlo)