By this axe I rule!
Seitdem ich zum ersten Mal Conan der Barbar mit Arnold Schwarzenegger gesehen und kurz darauf die Kurzgeschichten von Robert E. Howard verschlungen habe, ist der Barbar mein liebster Fantasy-Archetyp. Körperliche Kraft, Willensstärke und Selbstbewusstsein sind Charakterzüge, die ich in meinen Fantasyhelden besonders schätze, weshalb ich nicht lange überlegen musste, in welche Richtung meine nächste Schauminiatur gehen würde.
Nachdem ich die letzten zwei Jahre hauptsächlich aufgemotzte Kerle in Servorüstungen und alle möglichen Monster bemalt habe, wollte ich ein bisschen mehr Weiblichkeit auf meinem Maltisch haben. Allerdings wollte ich keine Miniatur, die derartig übersexualisiert war, dass es ins Lächerliche abrutscht (es stellte sich heraus, dass die Auswahl auf Etsy dadurch erheblich geschmälert wurde). Als ich dann diese Barbarin von CreepyPrints entdeckte, wusste ich, dass die Suche vorbei war. Mit ihrer aufrechten Haltung und dem siegessicheren Lächeln auf den Lippen scheint sie jeden Narren zu verhöhnen, der so dumm ist, sie zum Kampf herauszufordern. Nachdem sie fertig gestellt war, gab ich ihr den Namen Sigrund, was sich aus den Worten sig („Sieg“) und runa („Geheimnis“) zusammensetzt.
In diesem Beitrag zeige ich euch, wie ich eines der Schmuckstücke meiner Sammlung bemalt habe.
Grundierung, Haut und Gesicht
Ich begann mit einer Grundiertechnik, die man Zenithal-Highlight nennt. Dazu wird die Miniatur zunächst schwarz Grundiert und anschließend von (schräg-)oben mit einer helleren Farbe besprüht (meist grau oder weiß). In der Regel ist diese Technik sehr hilfreich, wenn man mit Airbrush oder Contrastfarben arbeitet, da dadurch bereits beim Grundieren eine gewisse Schattierung und Dreidimensionalität simuliert wird. Da ich jedoch hauptsächlich mit starkpigmentierten Farben von Scale75 arbeite, ist ein Zenithal-Highlight aus dieser Sicht nicht wirklich hilftreich, da diese Farben sehr stark decken. Allerdings hatte ich dadurch von vorn herein einen guten Anhaltspunkt darüber, wo bei der Miniatur die Schatten und Highlights lagen, sodass ich während des gesamten Bemalprozesses immer wieder auf diese Hilfe zurückgreifen konnte.
Für die Grundschicht der Haut entschied ich mich für Resurrection Flesh (SFG-14) von Scale. Als Hautfarbe hat diese einen natürlichen, gesunden Look, der gut zu einem Charakter passt, der die meiste Zeit seines Lebens in der Wildnis verbringt. Dem ganzen folgte ein (sehr grobes) Highlight aus einer Mischung aus Light Skin (SC-18) und Pale Skin (SC-17). Es ist immer einfacher, kleinere Flächen der Hightlights deckend aufzutragen und sich danach um die Übergänge zu kümmern, anstatt Schicht um Schicht um Schicht aufzutragen, bis man endlich dort ankommt, wo man hinwill.
Um das zu erreichen, trug ich sehr stark verdünnte Farbschichten (Glazes) auf, wobei auch ein leichtes Drybrush hier und da zum Einsatz kam. Auf Kantenakzente (Edge Highlight) versuchte ich, soweit es ging, zu verzichten. EHs sind ein prima Weg, einer kleinen Miniatur mehr Dreidimensionalität zu verleihen und die Kanten besser hervorzuheben. Bei einem größeren Modell wie dieser Barbarin wirkt es jedoch unrealistisch. In der Realität bricht sich Licht einfach nicht an jeder Kante. So funktioniert das in der echten Welt einfach nicht. (Bei NMM jedoch macht es durchaus Sinn. Aber dazu komme ich später noch)
Für die Schattierungen benutzte ich nach und nach Blackert Brown (SFG-40), Bosh Chestnut (SFG-35) und schließlich Wood Grain (70.828) von Vallejo für die Partien, die komplett im Schatten liegen (Armbeuge, der Bereich unter dem Kin, Haaransatz usw.). Für die erhabenen Bereiche der Haut benutzte ich das schon vorher erwähnte Pale Skin (SC-17) und Nacar (SC-02).
Bei der Bemalung des Gesichts ging ich ähnlich vor wie beim Rest des Körpers. Allerdings setzte ich einige Akzente mit dunklen Rot- und Violetttönen, um Sigrunds Zügen mehr Leben zu verleihen. Ihre Lippen bekamen zum Abschluss ein Glaze aus Fuchsia (SC-34) und ein paar winzige Glanzpunkte Pink (70.958). Da sie irgendwann ein Rotschopf werden würde, entschied ich, dass Sommersprossen mehr als passend für sie waren. Diese wurden als winzige Punkte stark verdünntem Red Leather (SC-30) aufgetupft. Dafür war ein äußerst feiner Pinsel nötig und mein Raphael aus der 8404-Serie war dabei unersetzlich.
Leder und Kilt
Leder zu bemalen macht mir besonders Spaß, da man mit sehr einfachen Techniken sehr realistische Ergebnisse erzielen kann. Mit Ausnahme der Haare waren die Lederelemente der Miniatur die einzigen Partien, bei denen ich ein Wash anwendete. Gerade Agrax Earthshade von Games Workshop wirkt wahre Wunder, wenn es darum geht, verschiedene Brauntöne zusammenzufügen.
Anstatt der traditionellen Schattierungsmethode, bei der man zunächst eine Grundfarbe aufträgt, dann einen Wash in die Vertiefungen der Miniatur fließen lässt und danach die Highlights anbringt, beschloss ich, bei Sigrunds Kilt ähnlich vorzugehen, wie bei ihrer Haut. Der einzige Unterschied bestand darin, dass ich hier mit der dunkelsten Farbe (also den Schatten) anfing und mich anschließend zu den hellsten Highlights hocharbeitete, anstatt bei einem Mittelton zu beginnen und dann abwechselnd helle und dunkle Farben aufzutragen.
Ich wollte, dass der Kilt aus einem sehr groben und stark beanspruchten Stoff bestand, weshalb ich mich zu einer sehr aufwändigen Highlightmethode entschloss – dem Stippling (Tupfen). Jeder einzelne Punkt auf dem Stoff ist ein einzelner Stich mit der Pinselspitze, mit dem ein winziger Tropfen Farbe neben den nächsten gesetzt wurde. Diese Technik ist zwar enorm zeitaufwändig, bringt dem Maler jedoch maximale Kontrolle.
Redheads are the best!
I f*cking love readheads! Ich wünschte, es gäbe mehr zu meiner Entscheidung bezüglich der Haarfarbe dieser Miniatur zu sagen. Aber wer jetzt tiefgreifende Gedanken zu diesem Thema erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. In manchen Belangen bin ich doch ziemlich einfach gestrickt.
Haarfarben zu malen ist vor allem für Einsteiger gar nicht so einfach, wie es im ersten Augenblick scheint. Braun ist selten einfach braun; blond ist nicht gleich gelb und rot ist nicht einfach rot (außer man geht in eine künstlich rote Richtung wie Arielle die Meerjungfrau). Ich brauchte viele, viele Anläufe, um endlich ein Rezept für naturrote Haare zu finden, mit dem ich zufrieden war. Für alle, die nicht herumexperimentieren wollen:
Squiq Orange (GW) -> Seraphim Sepia (GW) -> Mars Orange (Scale75) -> Nacar (Scale75) -> Weiß
Haare (und Fell) sind eine gute Gelegenheit, eine der einfachsten Bemaltechniken überhaupt anzuwenden: Das Trockenbürsten (drybrush). Nachdem das Seraphim Sepia getrocknet war, wurde die gesamte Friese mit Mars Orange trockengebürstet. Anschließend wurden kleinere Partien, die besonders glänzen sollten, mit Nacar gebürstet. Zum Abschluss wurden diese noch mit kleinen Glanzpunkten aus purem Weis versehen.
Non Metalic Madness
Ok, hier wurde es hart. Wenn mich die Bemalung von Sigrund eines gelehrt hat, dann dass es absolut ok ist, Fehler zu machen und von vorne anzufangen. Zwar habe ich vorher bereits Erfahrungen mit NMM (Non-Metalic Metal) gemacht, allerdings nie bei einer Miniatur, die so viele Metallteile hatte wie diese her. Hier mal ein Schwert, dort mal eine Gürtelschnalle, vielleicht mal ein Brustpanzer. Sigrund allerdings hat mehrere Metallelemente, darunter auch recht komplexe, wie zum Beispiel ihren Armpanzer. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich beim ersten Versuch ziemlich verkackt habe. Die Schattierungen machten keinen Sinn, die Glanzflächen waren zu groß und zu eng beisammen und alles in allem hat die mäßig bemalte Rüstung das ganze Modell verdorben. Nachdem ich Sigrund so stehen ließ und (wie es meine Art ist) zwei Nächte lang nicht schlafen konnte, weil ich einfach kein mittelmäßiges Ergebnis abliefern wollte, entschied ich mich, die Farbe von sämtlichen Metallteilen wieder abzuwaschen. Also nahm ich eine Flasche Paint Remover und ein paar Wattestäbchen zur Hand und begann zu schrubben, bis lediglich die Grundierung zu sehen war. Das war tatsächlich die größte und aufwändigste Korrektur, die ich je an einer meiner Miniaturen vorgenommen habe. Wenn bisher etwas schief ging, beließ ich es entweder dabei oder die fehlerhaft bemalte Miniatur landete auf meinem Pile of Shame (bitte hier den Song von Rhapsody of Fire einspielen, in dem Christopher Lee sagt „Perhaps never to be seen alive!“). In diesem Fall war das aber natürlich keine Option. Also machte ich mich abermals ans Werk, zog dieses Mal ein paar Bilder von echten Rüstungen zu Rate und war mit dem zweiten Versuch sehr zufrieden.
Wie bereits erwähnt, ist NMM eine sehr fortgeschrittene Technik. Wie genau man den beeindruckenden Nicht-Metallic-Metall-Effekt hinbekommt, könnt ihr in einem gesonderten Tutorial auf meinem Patreon erfahren: https://www.patreon.com/bristleandbroadsword
Der Sockel
Ursprünglich wollte ich Sigrund einfach auf die mitgelieferte Base stellen und es dabei belassen. Als die jedoch fertig bemalt war und ein paar Tage auf meinem Arbeitstisch stand, wurde mir klar, dass die Arbeit noch nicht beendet war. Sigrund sollte nicht einfach auf irgendeinem langweiligen Dungeonboden rumstehen. Sie war eine Abenteurerin, eine Eroberin! Ich sah sie auf dem überwucherten Wehrgang einer Burgruine stehen, den Himmel eines fernen und fremden Landes über sich und den nächsten Gegner bereits in Sicht.
Also besorgte ich mir einen geeigneten Sockel, stellte fest, dass meine 2D-Malkünste noch etwas Übung brauchten und bastelte Mauer und Boden aus Styrodur. Nach all der Detailarbeit war das ausschneiden, zusammenkleben und bemalen der zerstörten Burgelemente fast schon eine Wellnesssession.
Nach einer weiteren Nacht glorreichen Pinselschwingens und Pflanzenklebens war es dann endlich vollbracht: Die Miniatur, auf die ich bis jetzt am meisten stolz bin, war nach mehr als 42 Arbeitsstunden fertig! Heute ziert Sigrund die Ausstellungsvitrine des Top Tables in Köln, wo sie jeden mit ihrem triumphierenden Lächeln wissen lässt: By this sword I rule!
Kleiner Test für die Kommentarfunktion 😉