Felsen und Hackbraten – So bemalst du selbst feinste Details auf deinen Miniaturen (Teil 2)

Viele Miniature Artists scheitern oft an den Details. Zuvor bemalte Bereiche werden versehentlich übermalt, Freehands sehen aus, als würde Mutti sie am liebsten an den Kühlschrank hängen und so ziemlich jedes Modell auf dem Spieltisch schreit nach einer Augenoperation. Dabei gibt es einige sehr einfache Methoden, die Pinselhand zu stabilisieren und sich den Leistungsdruck aus dem Kopf zu nehmen. In diesem Artikel behandeln wir vorrangig das Problem des Zitterns und erklären dir, wie du es schaffst, beim Malen eine ruhige Hand zu behalten. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche Ausrüstung und Hilfsmittel dir helfen können, besser Details zu bemalen, dann schau dir auf jeden Fall unseren vorherigen Beitrag zu diesem Thema an -> LINK

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Körper wie Felsen- Geist wie Hackbraten (Storytime)

In meinen frühen Zwanzigern führte ich einen kleinen Mittelalterverein in Oberfranken (Cornu Aureum, ihr habt immer einen Platz in meinem Herzen!). Wir veranstalteten Feuershows, lagerten auf Mittelaltermärkten und führten Schaukämpfe auf. Hierzu trafen wir uns regelmäßig an einer Fake-Burgruine am Stadtrand (Kein Scherz, das Teil wurde als Ruine gebaut). Einer meiner Freunde, die regelmäßig mit Schwert und Speer dabei waren, trainierte zur gleichen Zeit Ninjutsu und Parkour und gab allerlei halsbrecherische Stunts zum Besten. Als er eines Tages an einem Warnschild eine Menschliche Flagge demonstrierte, fragte ich ihn, wie um alles in der Welt er das hinbekäme. Er sah mich für einen Moment sehr versonnen an und antwortete schließlich in weisem Tonfall: „Körper wie Felsen – Geist wie Hackbraten.“

Nun, diese Geschichte ist zwar (hoffentlich) recht witzig, aber wie bringt uns das weiter? Nachdem ich eine Weile über das Thema Minaturenbemalung und Detailarbeit nachgedacht habe, fiel mir diese Story wieder ein und stellte fest, dass es sich hier eigentlich genauso verhält, wie bei der Akrobatik meines Freundes. Eine stabile Körperhaltung und das Loslassen von Druck, Zwängen und Selbstzweifel sind mindestens genauso wichtig wie ein spitzer Pinsel und gute Beleuchtung. Ich hoffe, dir mit den folgenden Absätzen einige hilfreiche Tipps an die Hand zu geben, um deine Painting Skills steil aufzuleveln.

Richtige Körperhaltung beim Malen

Beginnen wir mit deiner Sitzposition. Sorge dafür, dass du beim Malen stabil und sicher sitzt. Gymnastikbälle sind zwar toll für die Rückenmuskulatur, sind jedoch viel zu wackelig, um dich beim Malen von Details ruhig zu halten. Deine Ellbogen sollten festen Kontakt mit deiner Tischplatte haben, um deinen Armen die nötige Stabilität zu verleihen.

Ist eine feste Körperhaltung eingenommen, geht es darum, die Miniatur selbst zu fixieren. Das erreichst du, indem du deine Hände zu einer Einheit werden lässt. Der erste Schritt dazu ist es, die Kante deiner Haltehand in den Ballen deiner Pinselhand zu legen. Großer Druck ist nicht von Nöten, lass die eine Hand einfach in der anderen ruhen. Um deine Finger zu stabilisieren und Zittern zu stabilisieren, kannst du, je nach Situation, den Daumen der Haltehand gegen den Daumen der Pinselhand pressen (Beispiel 1), durch diese Haltetechnik hast du absolute Kontrolle über deinen Pinsel. Möchtest du deinen Pinsel etwas freier bewegen, zum Beispiel, wenn du größere Flächen bemalen möchtest, kannst du deine Hände auch „verschlüsseln“, indem du den kleinen Finger deiner Pinselhand auf deiner Haltehand ablegst (Beispiel 2). Je weniger Spielraum deine einzelnen Finger haben, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du zu Zittern beginnst oder durch andere Störfaktoren abgelenkt wirst. Bei ultra-feinen Details wie Äderchen, Nähten oder den gefürchteten Pupillen hilft es außerdem, für einen kurzen Moment die Luft anzuhalten.

Beispiel 1: Die Handkante der Haltehand liegt sicher in der Handfläche der Pinselhand. Der linke Daumen stützt den rechten.

Beispiel 2: Der kleine Finger der Pinselhand stützt sich auf der Haltehand.

Das Mindset beim Malen

Nun, da unsere Hände sicher und stark wie Felsen sind, wo kommt jetzt der Hackbraten ins Spiel? Ganz einfach: Unter Druck zu arbeiten, kann hilfreich sein, wenn es darum geht, Deadlines einzuhalten. Wenn dein Ziel jedoch darin besteht, neue Techniken auszuprobieren oder deine bisherigen Skills zu verfeinern, musst du dir Zeit lassen und deine Erwartungshaltung zurückschrauben. In Bezug auf Miniaturenmalerei gilt dies übrigens nicht nur für die Bemalung von Details sondern für sämtliche Aspekte des Hobbys.

Verabschiede dich zunächst von dem Gedanken, du müsstest einen perfekten Paintjob hinlegen. Deine Miniatur wird weder verkauft, noch trägst du sie zum nächsten Golden Demon. Ein paar Schnitzer sind hier und da also erlaubt und wenn Space Marine Nr. 3.382, der im dritten Glied auf der linken Flanke positioniert ist, ein bisschen schielt, ist das auch nicht schlimm. Das Bedürfnis, besser zu werden, seine Fähigkeiten aufzuleveln, sich selbst und anderen etwas zu beweisen ist vielen von uns ein großes Bedürfnis und das Gefühl, versagt zu haben, kann richtig, richtig weh tun. Dennoch solltest du versuchen, deine Ansprüche nicht allzu hoch zu setzen, sondern dir stattdessen kleinere Ziele setzen. Muss deine Miniatur wirklich fotorealistisch aussehen oder reicht es schon, wenn die Schatten alle in die selbe Richtung fallen? Braucht dein Space Marine Captain wirklich ein Tattoo des Imperators auf seiner Schläfe oder tut´s für den Anfang auch ein Tribal? Fang langsam an und fordere dich schrittweise heraus.

Wenn gar nichts mehr geht, hilft es manchmal einfach nur, den Kopf freizubekommen. Alltägliche Sorgen halten uns oft davon ab, uns auf unsere Arbeit und unser Hobby zu konzentrieren. Mach einen Spaziergang, unternimm etwas Entspannendes und triff dich mit Freunden. Auch eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, Stress vorzubeugen.

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